Ist Chlor im Schwimmbad schädlich?

Schon aus Kindheitstagen kennt man es: Schwimmen im städtischen Freibad oder Hallenbad macht einfach Spaß und ist die ideale Freizeitbeschäftigung an heißen Sommertagen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen lieben es, sich dabei auszutoben und den erfrischenden, kühlenden Effekt des Wassers auf der Haut zu spüren. Kleiner Nebeneffekt sind dabei mitunter die roten Augen, die sich bei dem einen oder anderen nach zu ausgedehnten Tauch- oder Schnorchelgängen bemerkbar machen. In der Regel ist dieser “Rote-Augen-Effekt” aber bereits nach ein paar Stunden wieder verschwunden. Rote Augen schmerzen nicht, und sie treten sowohl bei kleinen Kindern, als auch bei den Großen auf. Kein Grund zur Sorge also. Aber ist das tatsächlich so? Kann man wirklich unbesorgt im mit Chlor versetzten Hallen- oder Freibadwasser schwimmen?

Wer in dem kühlen Nass von Frei- oder Hallenbädern gerne seine Bahnen zieht, der nimmt meist den typischen Chlorgeruch wahr. In vielen öffentlichen Bädern verwendet man Chlor, um das Wasser zu desinfizieren. Häufig zeigt sich dabei, dass nicht nur der Geruch des Chlors sehr intensiv ist. Auch kommt es häufig vor, dass Schwimmbadbesucher mit blondierten Haaren plötzlich einen leichten Grünstich in ihrer Frisur feststellen. Diese Auffälligkeiten veranlassen so manchen Hobbyschwimmer dazu, anzunehmen, dass Chlor möglicherweise schädlich ist. Wenn man darüber hinaus den Meldungen in den Medien Glauben schenkt, dann soll das chemische Element nicht nur eine Ursache für die Entstehung von Asthma sein. Es wird überdies vermutet, dass es Krebs erregend sei.

 

Grüne Haare nach dem Schwimmen

Wie ist es möglich, dass blondiertes Haar durch die Einwirkung von Chlor leicht grünlich wird? Schuld daran sind die in dem Desinfektionsmittel enthaltenen Kupferionen.

 

Was ist Chlor überhaupt?

Bei Chlor handelt es sich um ein leicht grünliches, giftiges Gas, das sich vor allem durch einen stechenden Eigengeruch auszeichnet. Aus diesen Eigenschaften resultiert der aus dem Griechischen stammende Begriff Chlor. Denn Chlor bedeutet übersetzt so viel wie “hellgrün”.

Chlor kommt vorwiegend als gelöstes Salz im Meer bzw. als mit Natrium gebundenes Steinsalz vor. Wird Chlor in größeren Mengen genutzt bzw. löst man es in Wasser, wird ein Großteil der darin befindlichen Mikroorganismen buchstäblich vernichtet. Mit Blick auf die Verwendung von Chlor in Schwimmbädern geht es in erster Linie darum, das Wasser von menschlichen Mikroorganismen zu befreien, wie zum Beispiel von Schweiß, Körperflüssigkeiten und Hautschuppen.

Bereits seit Jahrhunderten weiß man die Vorteile des Chlors zu schätzen. So ist die Verwendung des Elements als Bleiche schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts üblich. Bis heute kommt es in industriellen Bereichen zum Einsatz. Etwaige gesundheitliche Nachteile, die durch die Chemikalie entstehen könnten, blieben dabei über viele Jahre hinweg eher im Hintergrund. Die zahlreichen positiven Eigenschaften von Chlor sprechen dabei für sich. So ist beispielsweise die stark desinfizierende Wirkung des Chlors bemerkenswert.

 

Die Kehrseite der Medaille

Seit vielen Jahren häufen sich die Warnungen von Medizinern und Wissenschaftlern, dass insbesondere sensible Personen möglichst nicht mit dem giftigen Stoff in Berührung kommen sollten. Säuglinge und kleine Kinder sollten aufgrund der ätzenden Wirkung möglichst nicht in Schwimmbäder mitgenommen werden. Wie nämlich zahlreiche stichprobenartige Untersuchungen unter Beweis stellten, enthielt das Wasser in vielen Schwimmbädern eine viel zu hohe Chlorkonzentration. Aber nicht nur das, sondern auch die mit den Chlordämpfen versetzte Umgebungsluft in Schwimmbädern führt nicht selten zu Atembeschwerden und Reizhusten. Bei zu großen Mengen an Chlor, die über einen längeren Zeitraum hinweg eingeatmet werden, ist die Gefahr sogar groß, langfristig an Asthma zu erkranken. Läge die Chlorkonzentration in dem vom Gesetzgeber vorgegebenen Bereich, wären die gesundheitlichen Beeinträchtigungen moderat bzw. so gut wie nicht nennenswert, meinen Experten. Immer wieder zeigt sich jedoch, dass die Richtwerte in öffentlichen Schwimmbädern um ein Vielfaches überschritten werden. Es gibt allerdings einen weiteren entscheidenden Faktor, der dazu beiträgt, dass die gesundheitlichen Auswirkungen von Chlor schädlich sein können.

 

Noch sind die Ausmaße nicht komplett untersucht

Wie wirken sich die gesundheitlichen Schäden durch Chlor bei Babys und Kleinkindern aus? In aktuellen Untersuchungen haben Mediziner herausgefunden, dass bei Kindern unter zwei Jahren im Blut eine vergleichsweise niedrige Konzentration eines bestimmten Zellproteins vorhanden ist. Dieser Aspekt ist ein relevantes Indiz dafür, dass eine Beeinträchtigung des Lungengewebes vorliegen kann. Dies wiederum ist oft die Basis für ein erhöhtes Asthma-Risiko. Dass besagte Trichloramine aus der Umgebungsluft der Schwimmbäder in erster Linie dafür verantwortlich gemacht werden können, ist Fakt. Allerdings streiten sich die Fachleute noch darüber, wie sich der negative Einfluss der Trichloramine tatsächlich auswirkt.

Trichloramine sind jedoch nur einige der Substanzen, die gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen können. So kommen nicht nur Schweiß, Urin und Co. mit dem im Schwimmbadwasser enthaltenen Chlor in Berührung, sondern auch Haare, Hautschüppchen und andere Partikelchen. Man vermutet, dass das Risiko der Entstehung veränderter Körperzellen dadurch erhöht wird, wenn Chlor mit diesem Erbmaterial in Verbindung kommt. So belegen aktuelle Untersuchungen, dass zum Beispiel der Anteil der sogenannten Trihalogenmethane im Wasser um ein Vielfaches höher ist, nachdem die Schwimmer mehrere Stunden im kühlen Nass verbracht haben. Und nicht nur das. Es wurde im Rahmen dieser Tests sogar festgestellt, dass in den Blutzellen einiger Probanden erbgutschädigende Mechanismen aufgetreten waren.

 

Erhebliche Risiken für Kinder und Erwachsene

Das Spielen oder das Schwimmen im Wasser ist einfach etwas Wunderbares. Wenn sich im Zuge dessen plötzlich die Blase bemerkbar macht, ist die Versuchung bei Groß und Klein oftmals groß, nicht etwa zur Toilette zu gehen, sondern ins Wasser zu urinieren. Ein solches Vorgehen fällt in der Tat nur selten auf. Die Vorstellung, dass fremde Menschen das Wasser, in dem sich noch viele andere Menschen aufhalten mit ihrem Urin verunreinigen, ist wahrlich nicht angenehm. Das eigentliche Problem allerdings ist weitaus tiefgreifender. So entstehen sogenannte Trichloramine, sobald sich das im Wasser enthaltene Chlor mit dem Urin verbindet. Übrigens entstehen diese Abfallstoffe ebenfalls, wenn Chlor mit menschlichem Schweiß, mit Hautcreme oder Kosmetika in Berührung kommt. Die Trochloramine gelangen vom Wasser aus in die Umgebungsluft und verursachen im Zuge dessen den charakteristischen Geruch, wie man ihn in Hallenbädern meistens wahrnimmt. Es ist also nicht ausschließlich Chlor, sondern vielmehr das Abfallprodukt der Chemikalie, die derartige Auswirkungen nach sich zieht.

 

Ein Ausblick in die Natur

Renommierte Umweltschutzorganisationen prangern es bereits seit vielen Jahren an. Viele tausend Tonnen Chlor kommen in der Industrie Jahr für Jahr zum Einsatz. Besonders deutlich wird dies unter anderem auch durch die Veränderung der Gewässer. So zeigt sich bei einer Vielzahl an Flüssen, die sich in unmittelbarer Umgebung zu Fabriken befinden, dass das Wasser buchstäblich zum Himmel stinkt. Stehende Gewässer, die durch Industrieanlagen regelmäßig mit Chlor verseucht werden, kippen gar oder sind als übel riechende, grünlich verfärbte Kloaken erkennbar. Ganz zu schweigen davon, dass in den betroffenen Gebieten buchstäblich kein Gras mehr wächst.

Längst weiß man, dass Chlor bzw. die Chlorbleiche, mit der Papier für unterschiedliche Verwendungszwecke produziert wird, die Ursache allen Übels ist. Daher verwundert es nicht, dass sich mehr und mehr Naturschützer dafür stark machen, Chlor bzw. Chlorbleiche gänzlich als Industrieprodukt zu verbieten.

 

Allein die Herstellung von Chlor wirft Fragen auf

Wissenswert ist, dass im Zuge des Herstellungsprozesses von Chlor Unmengen an Energie verbraucht wird. Sogar Quecksilber kommt dabei zum Einsatz. Natrium wird durch die Verbindung mit Quecksilber zu Natrium-Amalgam, woraus in einem dann folgenden Schritt Natronlauge wird. Im Zuge dessen tritt Quecksilber aus, sodass es mit dem Abwasser in das ökologische System gelangen kann. Zwar haben sich längst Herstellungsverfahren etabliert, die ohne Quecksilber auskommen. Allerdings sind diese noch weitaus komplexer und damit um einiges kostspieliger.

 

Die gesundheitlichen Auswirkungen:

  • Chlor und Chlordämpfe können zu Asthma oder asthmatischen Erkrankungen führen.
  • Die Chemikalie kann die Funktion des Immunsystems nachhaltig beeinträchtigen und schwächen.
  • In einer Schwangerschaft kann es zu Missbildungen kommen.
  • Frühkindliche Entwicklungsstörungen sind nicht ausgeschlossen, wenn die Mutter zu häufig mit Chlor in Berührung gekommen ist.
  • Die Leber kann geschädigt werden.
  • Das Nervensystem ist besonders anfällig für die schädigende Einwirkung des Chlors.
  • Fruchtbarkeitsstörungen sowie Fortpflanzungsprobleme treten mitunter auf.
  • Vielfach ist davon die Rede, dass Chlor Haarausfall begünstigen kann.
  • Es besteht der Verdacht, dass sich durch den Einfluss von Chlor menschliche Körperzellen verändern.

Es existieren übrigens Studien, die widerlegen die Tatsache, dass Chlor bestimmte gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringt. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der zu Grunde liegenden Experimente die Chlordosis ausgesprochen niedrig war bzw. unter den vorgeschriebenen gesetzlichen Richtwerten lag. Insofern kommt es mit Blick auf etwaige Gesundheitsschäden durch Chlor vor allem auf die Menge an.

Welche Krankheitsrisiken durch Chlor außerdem bestehen, ist gegenwärtig noch nicht gänzlich geklärt.

Zu beachten ist, dass das gelegentliche Schwimmen oder Baden in dem Wasser von Hallenbädern keineswegs ursächlich ist für etwaige Erkrankungen sein muss. Vielmehr steht in dem Zusammenhang die Chlordosis im Wasser im Fokus. Und auch die Häufigkeit sowie die Dauer des Kontaktes mit dem Chlor spielen diesbezüglich eine entscheidende Rolle.

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