Dass die Schwimmtechnik etwas über den Charakter des Schwimmers aussagen kann, ist logisch. Im Gegensatz zum althergebrachten Horoskop, das Personen unterstellt, sie hätten aufgrund ihres Geburtsdatums bestimmte Charaktereigenschaften, hat der Schwimmer seine Schwimmart immerhin irgendwann bewusst ausgesucht. Der individuelle Schwimmstil mag auch teilweise intuitiv oder zufällig zustande kommen. Doch zur Schwimmtechnik hat eine Folge von Entscheidungen geführt, die ein junger Athlet im Laufe seines frühen Trainings und der ersten Wettbewerbe trifft. Sehen wir uns also an, welche Rückschlüsse sich auf die Persönlichkeit von Brustschwimmern, Schmetterlingsschwimmern und so weiter ziehen lassen!
Brustschwimmer
Wer schwimmen kann, hat in den allermeisten Fällen zuerst das Brustschwimmen gelernt. Das ist sozusagen der deutsche Schwimmstandard: Außerhalb der abgesteckten Bahnen der DLRG sind in den öffentlichen Schwimmbädern hauptsächlich Brustschwimmer zu sehen. Deshalb zieht es abenteuerlustige Schwimmer mit einem Bedürfnis nach Anerkennung in der Regel nicht in diese Disziplin. Im Umkehrschluss sind Brustschwimmer oft selbstbewusste Menschen, die sich nichts beweisen müssen. Sie wissen, dass es sich beim Bruststil um eine anspruchsvolle Technik handelt. Es gehört viel dazu, sie richtig umzusetzen. Was “Nichtschwimmer” darüber denken, findet der Brustschwimmer nicht so wichtig. Er muss sich nicht abheben oder erklären. Das ist für ihn nicht Teil des Sports.
Rückenschwimmer
Wie steht es nun im Vergleich mit den Rückenschwimmern? Das Rückenschwimmen ist die einzige Schwimmart, bei der die Schwimmer sich “blind” vorwärts bewegen und ihren gesamten Bewegungsablauf abbrechen müssen, um zu sehen, was vor ihnen liegt. Sie sind im Laufe ihrer Schwimmerkarriere zweifellos – auch schmerzhaft – gegen etliche Teammitglieder, Bahnbegrenzungen und Beckenränder gestoßen.
Da sie sich kein Zögern leisten können, wenn sie gewinnen wollen, müssen Rückenschwimmer also furchtlos sein. Wer in ein Hindernis schwimmt, der rollt danach kurz die Schultern, um sie wieder zu lockern, und schwimmt weiter. Es gibt keine ängstlichen Rückenschwimmer. Stoisch ziehen sie ihre Bahnen und vertrauen darauf, die Länge der Bahn im Gefühl zu haben. Insofern teilen sie ihr Selbstbewusstsein mit den Brustschwimmern, benötigen aber nicht deren Ausgeglichenheit und können sich ein größeres Bedürfnis leisten, in der Menge aufzufallen. Denn das werden sie auf jeden Fall – sobald sie die abgesteckte Bahn verlassen und blind im bevölkerten Becken bewegen.
Schmetterlingsstil-Schwimmer
Die Schmetterlingstechnik entwickelte sich aus der Brusttechnik und wird auch heute häufig von Schwimmern entdeckt, die sich “mehr” wünschen: Sie soll körperlich auspowern und darf ruhig auch anstrengend aussehen. Schmetterlingsstil-Schwimmer suchen die Herausforderung, die sie schnell und gezielt verausgabt. Sie wollen alle zur Verfügung stehenden Kräfte auf einmal aufbieten und im Anschluss das Resultat deutlich in den Muskeln spüren. Folgerichtig sind Schmetterlingsschwimmer charakteristisch ungeduldig. Sie sind hier für die Action, nicht um sich zu entspannen.
Langstreckenschwimmer
Wer den Sprint bevorzugt, betrachtet das Langstreckenschwimmen oftmals als langweilig. Bahn um Bahn ist der Langstreckenschwimmer mit sich und der schwarzen Linie auf dem Schwimmbecken allein. Also muss er sicherlich geradehingehend in Tagträume abschweifen, um die Langeweile abzuwehren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Der Langstreckenschwimmer begrüßt die Distanz als eine Möglichkeit, um sich völlig und ausschließlich auf sich und seine Muskulatur zu konzentrieren. Das Training ist seine Zeit für sich selbst, in der er zugleich Erfolge erzielen kann, die ihn mit Stolz erfüllen. Wie alle Distanzsportarten ist auch das Langstreckenschwimmen meditativ. Es fördert die innere Balance und die Selbstwahrnehmung.
Der Langstreckenschwimmer muss geduldig sein. Der Erfolg liegt hier schließlich nicht darin, möglichst schnell ans Ziel zu gelangen und das Wasser wieder zu verlassen. Das Gefühl der Befriedigung entspringt vielmehr aus der Fähigkeit, Geschwindigkeiten auszujustieren und Routinen durchzuhalten. Sie müssen über eine gute und realistische Selbsteinschätzung verfügen, um ein Gefühl für die richtige Geschwindigkeit pro Distanz zu entwickeln.
Sprinter
Sprinter sind das Gegenteil: Sie bevorzugen das kurze und knappe Problem mit der schnellen Lösung. Doch da weniger Zeit zur Verfügung steht, ist in dieser Disziplin auch geballte Aufmerksamkeit nötig. Der Sprinter trifft schnelle Entscheidungen, bedenkt alle Details zugleich und kann gedanklich schnell umschalten. Wohl mag er sich nur für eine sehr kurze Zeit einsetzen, aber dabei wirft er alles hinein. Gleichzeitig besitzt er Feingefühl und einen Sinn für Genauigkeit; er muss den Unterschied von Millisekunden zu schätzen wissen. Von allen Schwimmern nimmt insbesondere er seinen Sport auch als Herausforderung zum Mitdenken wahr. In seiner Vorliebe für den schnellen und intensiven Energieverbrauch ähnelt er dem Schmetterlingsschwimmer.
Durch die Bank weg
Aber egal, für welche Schwimmtechnik(en) sich Schwimmer begeistern: Wir alle teilen die Liebe zum Sport und zum Wasser. Wir haben Hingabe, Motivation und den Ehrgeiz, uns immer wieder zu verbessern.
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